Papst Franziskus bekräftigt Nein der Kirche zur Todesstrafe

2018 ordnete Papst Franziskus eine Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche an, als er die Todesstrafe für „unzulässig“ erklärte. Heute hat der Papst das Gewicht seines Lehramtes hinter diese Aussage gestellt mit Veröffentlichung seiner aktuellen Enzyklika „Fratelli Tutti“: Die Todesstrafe sei unzulässig, und Katholiken sollten sich für ihre Abschaffung einsetzen.

Eine päpstliche Enzyklika ist von ihrer Autorität her eines der höchsten aller Dokumente, das jeden noch bestehenden Zweifel am Glauben der Kirche ausräumt. Von dieser Position könne es keinen Rückzug mehr geben.

In „Fratelli Tutti“ begründet der Papst seine Ablehnung der Todesstrafe nicht nur mit Gnade, vielleicht sein charakteristischstes spirituelles Thema, sondern auch mit der Ablehnung von Rache. Darüber hinaus gründet er die Lehre auf die unantastbare Würde jeder Person – auch der Person im Todestrakt.

Papst Franziskus verurteilt in seinem Lehrschreiben darüber hinaus auch die lebenslange Haft, die er als „geheime Todesstrafe“ bezeichnet.

Obwohl es zu jeder Zeit auch Gegner der Todesstrafe gab, akzeptierte die katholische Kirche in den vergangenen Jahrhunderten im Allgemeinen die Todesstrafe. Noch Anfang der 1990er Jahre erklärte der Katechismus der katholischen Kirche, dass der Staat die Todesstrafe in schwerwiegendsten Fällen anwenden könne, um Menschen vor Gewaltverbrechern zu schützen.

Im Jahr 1995 verschärfte Johannes Paul II. jedoch in seiner Enzyklika „Evangelium Vitae“ die Einschränkungen, indem er sagte, dass die Fälle, in denen der Staat die Todesstrafe zum Schutz anderer Bürger anwenden müsse, schon „sehr selten, wenn nicht sogar praktisch nicht mehr gegeben“ seien – eine Veränderung, die in den Katechismus übernommen wurde und die von der Ordensschwester und Aktivistin gegen die Todesstrafe Helen Prejean maßgeblich beeinflusst worden war.

So hat sich die Tür zur Todesstrafe innerhalb der katholischen Kirche allmählich mehr und mehr geschlossen – mit Papst Franziskus ist sie nun endgültig ins Schloss gefallen.

Weitere Informationen:
Papst Franziskus: Enzyklika „Fratelli Tutti“ (deutsche Übersetzung)
Vergleich der drei Katechismus-Versionen zur Todesstrafe

Quelle: https://www.americamagazine.org/politics-society/2020/10/04/pope-francis-closes-door-death-penalty-fratelli-tutti