01.12.2004 | 40 Minuten vorm Ende…

Nerven aufreibende Versuche, Leben zu retten
Menden/Livingston (kah) Kaum zu glauben, dass es eine solche, wie die folgende Aussage über einen Menschen gibt, der schon fünf mal vor seiner Hinrichtung stand und bei der bislang letzten erst 40 Minuten vor dem ursprünglich angesetzten Zeitpunkt für das Verabreichen der Giftspritze einen Aufschub ('stay') vermeldet bekam: 'Troy geht es gut. Als er von dem stay erfahren hat, hat er sich xmal bei seinem wirklich guten Rechtsanwalt bedankt und dann gesagt, Gelobt sei Gott‘ ', erklärt Christa Haber, die Troy Kunkle, einen in Nürnberg geborenen US-Amerikaner, betreut. Troys Rechtsanwalt, dem Christa Haber ein - gemessen der Entlohnung - außergewöhnliches Engagement bescheinigt, hat den Aufschub der Vollstreckung durch eine Eingabe erreicht.
Seiner Meinung nach wurden beim Prozess vor mehr als 20 Jahren mildernde Umstände wie Drogenkonsum, psychische Krankheit der Eltern, Misshandlung in Troys Jugend nicht berücksichtigt. Er beruft sich auf ein neues Gesetz, das eben dies fordert, und hofft, dass der Raubmord, den Troy als Mitglied einer Gruppe Drogen konsumierender Jugendlicher begangen hat, neu verhandelt wird. Im schlimmsten Fall wird der 'stay' wieder aufgehoben und das alte Urteil vollstreckt.
Ein neues Verfahren könnte erneut mit einem Todesurteil enden. Es könnte aber auch nur ein 'Lebenslänglich' dabei heraus kommen, was in Texas 40 Jahre Haft bedeutet und eine Begnadigung vor Ablauf dieser Frist in Aussicht stellt.
Christa Haber, eine gebürtige Bösperderin, kümmert sich seit einigen Jahren um Gefangene der Haftanstalten von Livingston und Huntsville, in der die Todeskandidaten auf Vollstreckung oder Begnadigung warten. 'Mir persönlich hat der Stress der letzten zwei Hinrichtungstermine gereicht', beschreibt sie die Wechselbäder der Gefühle, wenn der Anspannung vor der Hinrichtung die erlösenden Nachrichtung von der Erteilung eines 'Stay', was ja auch eigentlich lediglich 'aufgeschoben' und nicht endgültig erleichternd 'aufgehoben' heißt… Quelle: Wochenblatt / Menden
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