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18.12.2007 | Virginia: Interview mit einem Henker

Es kommt nicht häufig vor, dass Henker über ihre Arbeit sprechen. Jerry Givens, einstiger Chefvollstrecker des US-Bundesstaats Virginia, hat das nun in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC News getan. 'Jemandem das Leben zu nehmen, ist wahrlich keine angenehme Sache', sagte Givens. 'Ich habe es nicht getan, um jemanden leiden zu sehen oder ihm Schmerzen zuzufügen. Ich wollte wirklich niemandem wehtun. Ich habe nur meine Arbeit getan.'

Seine 'Arbeit' war von 1982 bis 1999 das Töten. 62 Menschen brachte Givens im Namen des Staates in dieser Zeit um. Zu dieser Aufgabe kam Givens eigenen Angaben zufolge eher zufällig. Ein Vorgesetzter hatte den damals 30-jährigen Gefängnisaufseher ausgewählt und angefragt, ob er bereit sei, Hinrichtungen durchzuführen. Ein höheres Gehalt, so erinnert sich Givens, habe er nicht bekommen, aber er habe sich als Staatsbürger verpflichtet gefühlt, einzuwilligen.

Jerry Givens, einst einer der eifrigsten Henker des Landes, ist nun davon überzeugt, dass die Todesstrafe keine Lösung ist. Viele seiner Landsleute sind es hingegen nicht. Nach Givens' Ansicht machen es sich selbst Prozessbeteiligte bei der Urteilsfindung allzu leicht. 'Wenn einer der Geschworenen die Hinrichtung vollziehen müsste, dann würden sie sich vielleicht mehr Gedanken um die Todesstrafe machen', sagte der ABC News. 'Wenn der Richter gleichzeitig der Henker sein müsste, würde er es sich zweimal überlegen, bevor er jemanden zur Exekution schickt.'  

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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