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15.07.2008 | Russland: Nachruf auf den Schriftsteller Anatoli Pristawkin

Der Schriftsteller Anatoli Pristawkin ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Kinder, Waisen und Strafgefangene waren sein Thema.

Es sei das Verdienst von Pristawkin gewesen, dass der russische Präsident Boris Jelzin 1996 ein Moratorium über die Todesstrafe verhängte. Der Verstorbene sah sich als Anwalt der Strafgefangenen, die noch immer unter menschenunwürdigen Bedingungen zu bis zu 30 Personen in einer Zelle zusammengepfercht werden. Von 1992 bis 2001 leitete er die Begnadigungskommission, der bekannte Demokraten, Dissidenten und Künstler wie der Liedermacher Bulat Okudschawa angehörten.

Von 1991 bis 2001 war Anatoli Pristawkin Vorsitzender der Begnadigungskommission des russischen Präsidenten. Sie sollte Todesurteile überprüfen und die Gnadengesuche von Gefangenen begutachten - eine Aufgabe, die ihn fast täglich mit den grausamen Auswüchsen des russischen Justizsystems konfrontierte. Die Kommission erreichte während ihres zehnjährigen Bestehens, dass 12.856 zum Tode Verurteilte lebenslange Haftstrafen bekamen. 2001, als Putin Präsident geworden war, wurde die Kommission aufgelöst.

In dem 2003 erschinen Buch Ich flehe um Hinrichtung legte Pristawkin eine Quintessenz seiner zehnjährigen Tätigkeit vor.

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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