31.05.2008 | Tennessee: Mann aus Tenn. trotz Gerichtsurteil im Todestrakt

Paul House, 46, ist durch Multiple Sklerose an den Rollstuhl gefesselt. Ein sturer Staatsanwalt beläßt ihn im Todestrakt, er gelte als zu gefährlich, als daß er freigelassen werden könne zwei Jahre, nachdem der US Supreme Court sagte, es sei wahrscheinlich, dass er nicht schuldig ist.
Richter Harry S. Mattice Jr. des US Bezirksgerichts ordnete an, dass der Gefangene, der Multiple Sklerose hat und im Rollstuhl sitzt, nach einer Anhörung am 28. Mai, bei welcher die Bedingungen seiner Freiheit festgelegt werden, in die Obhut seiner Mutter entlassen wird.'Ich bin außer mir vor Freude,' sagte Joyce House, seine Mutter.'Er wird die medizinische Betreuung, die er benötigt, bekommen. Ich hasse, dass das so lange gedauert hat.'House Fall ist einer von vielen im ganzen Land, die seit dem Aufkommen und Fortschritt der DNA - Untersuchungen in Zweifel gezogen werden.
2006 entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass House kein faires Verfahren bekommen habe, da die Geschworenen keine DNA-Beweise und andere Aussagen sahen, die ihn entlastet hätten.Der Höchste Gerichtshof sandte den Fall zurück an das Bundesgericht, an dem Richter Mattice letzten Dezember anordnete, dass der Staat House entweder innerhalb 180 Tagen erneut anklagen oder ihn freilasen müsse. Der Staat legte gegen diese Anordnung Berufung ein und der Fall liegt beim 6. US Bundesberufungsgericht.
House, 46, bat den Richter im Februar, ihn in die Obhut seiner Mutter zu entlassen, während die Berufungen in seinem Fall andauern.In der Anhörung im Februar argumentierten die Ankläger, dass bei House trotz seiner Gebrechen Fluchtgefahr bestehe und er eine Gefahr für die Öffentlichkeit sei. Aber Mattice stimmte dem nicht zu, ersichtlich durch die Anordnung am Montag.Die Staatsanwaltschaft hat angekündigt, House erneut anzuklagen, falls ihre Berufungen fehlschlagen sollten und House freigesetzt wird.
Aber Stephen Kissinger, sein Anwalt, sagt, dass keine Jury ihn verurteilen würde.'Es gibt keine vernünftige Jury in diesem Land, die ihn verurteilen würde, wenn sie die Fakten kennen würden, die wirkennen.', sagte Kissinger.
DNA widerlegt VergewaltigungHouse sah das heikle Gleichgewicht der Gerechtigkeit seit er für den Mord und die Vergewaltigung von Carolyn Muncey im Bezirk Union, nördlich von Knoxville, 1985 zum Tode verurteilt wurde.Muncey, eine junge Mutter zweier Kinder, verschwand während ihre Kinder schliefen. Ihr blutüberströmter Körper wurde am Boden einer Böschung gefunden und ihr Ehemann war der ursprüngliche Verdächtige.Doch später wurde House, der von Tennessee nach Utah gezogen war, nachdem er einige Zeit im Gefängnis wegen eines schweren sexuellen Vergehen gesessen war, zum Hauptverdächtigen und verhaftet. Er wurde 1986 zum Tode verurteilt.
Zwei Jahrzehnte später zeigten DNA-Beweise - Samenflüssigkeit, die von Muncey's Nachthemd und Unterwäsche genommen wurde, dass House sie nicht vergewaltigt hatte. Die DNA gehörte zu ihrem Ehemann.
House Zeit im Gefängnis ließ ihn ohne Familie, in schlechter gesundheitlicher Verfassung und ohne Zukunft, sagte Joyce House über ihren Sohn.'Ich meine, Paul sagte mir mehrmals, dass dies ihm Hoffnung mache,' sagte Joyce House.'Aber sagt er wofür? Er sagt, sein Leben sei vorüber. Er wird niemals heiraten. Sie haben sein ganzes Leben für Nichts genommen.
'House' Freilassung hätte nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten geschehen müssen, sagte Stacy Rector, der Geschäftsführer der 'Tennessee Coalition to Abolish State Killing' (Tennessee Koation zur Abschaffung der staatlichen Tötung).'Sie gingen vor und zurück und seine Gesundheit ist schlechter', sagte sie.'Vielleicht bekommt er jetzt die Pflege, die er benötigt.'
Der Fall House befindet sich in der Schwebe, auch nach dieser Entscheidung bzw. deren Folgen , die es Häftlingen erleichtert, auf Grundlage von DNA-Beweisen eine neue Anhörung zu erreichen. Und der Staatsanwalt arbeitet systematisch gegen jeden Versuch der Gerichte, ein Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen.
Bundesrichter kamen den Anordnungen des Obersten Gerichts nach: Sie überprüften diesen Mordfall und kamen zu dem Schluß, neues Beweismaterial werfe berechtigte Zweifel an der Schuld von House auf. Da sie selber die Verurteilung nicht aufheben durften, griffen sie zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und setzten Tennessee das Ultimatum, House binnen sechs Monaten entweder nochmals vor Gericht zu stellen oder ihn freizulassen. Doch House befindet sich noch immer hinter Gittern in Nashville.
Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de