zurück zur Übersicht

07.12.2009 | USA: Ohios neue Hinrichtungsmethode

Falls kein formaljuristischer Aufschub mehr erfolgt, wird Kenneth Biros als erster Verurteilter in den USA am Dienstag nur mit dem Mittel Natriumpentothal hingerichtet.

Biros, 51, hält es für grausam und ungewöhnlich, dass der Ohio ihn einer Art Menschenversuch auszusetzen beabsichtigt; seine Anwälte geben zu bedenken, diese Methode sei weder in den USA noch "sonst einem zivilisierten Land" je angewendet worden.

Ohio hat entschieden, nurmehr ein Gift für Exekutionen zu verwenden, nachdem am 15. September die Hinrichtung von Romell Broom fehlschlug. Als die Vollstreckungsbeamten keine Vene fanden, durch die man die Gifte hätte injizieren können, ließ Gouverneur Ted Strickland die Hinrichtung abbrechen.

Biros soll eine Überdosis Natriumpentothal verabreicht werden, sollte sich dafür kein Venenzugang legen lassen, wird eine tödliche Dosis wie bei einer Grippeimpfung in einen Muskel injiziiert.

Natriumpentothal ist durchaus keine unbekannte Größe. Es handelt sich um ein in der Anästhesie häufig verwendetes Barbiturat, mit dem ein Koma herbeigeführt werden kann, und es dient gelegentlich als Modedroge für risikofreudige Jugendliche.

Seine tödliche und besonders schnelle Wirkung ist allgemein bekannt; in den USA wird das Mittel eingesetzt, um Tiere einzuschläfern und in Europa wird damit auch schon mal legal Hilfe zur Selbsttötung geleistet.

In den USA findet Natriumpentothal nur selten bei ärztlich begleitetem Suizid Anwendung, legal darf dieser in Belgien, den Niederlanden sowie in den Bundesstaaten Oregon und Washington durchgeführt werden.

Katrina Hedberg, Epidemiologin aus Oregon, sagte, Natrium-Secobarbital und Pentobarbital seien die gebräuchlichsten Präparate, bei beiden handele es sich um von Ärzten hochdosiert verschriebene Beruhigungsmittel.

Auch für Experimente wird Natriumpentothal gerne verwendet. Niedrig dosiert besitzt es Eigenschaften eines Wahrheitsserums, das den Willen eines Menschen weit genug ausschaltet, um ihm im Zuge einer Therapie oder strafrechtlichen Befragung Angaben entlocken zu können.

„Es ist wie bei allen Beruhigungsmitteln, wählt man eine sehr niedrige Dosierung, führt dies lediglich dazu, dass eine Person sich ein wenig benebelt fühlt", so der Mediziner Mark Heath während einer vor Gericht gemachten Aussage im Ohio-Fall.

"Bei einer mittleren Dosis (...) schläft die Person ein, gelangt jedoch auch recht schnell wieder zu Bewußtsein. Bei einer sehr hohen Gabe, wie sie etwa bei Hinrichtungen verabreicht wird, bleibt die Person sehr lange bewußtlos, damit meine ich einen Zeitraum von Stunden."

Heath führte aus, dass die Person stirbt, da mit dem Mittel der Antrieb zu atmen gestört wird, und der Mensch erstickt.
(Quelle: Dayton Daily News)

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht