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24.08.2010 | Iran: Mindestens sieben Menschen in den letzten vier Jahren zu Tode gesteinigt; mindestens 14 Menschen warten noch in iranischen Gefängnissen auf ihre Steinigung

Die Organisation Iran Human Rights veröffentlichte einen kurzen Bericht zu Steinigungen im Iran.

Ihr Sprecher Mahmood Amiry-Moghaddam gab an, der Bericht basiere auf Informationen  aus verlässlichen Quellen  innerhalb der Menschenrechtsbewegung  sowie dem iranischen Gerichtswesen. Er fügte hinzu, dass im Gegensatz zu Berichten der iranischen Behörden und internationaler Medien,  wonach Steinigungen nur selten durchgeführt würden, dieser Bericht zeige, dass in den letzten vier Jahren jedes Jahr Menschen im Iran zu Tode gesteinigt wurden.

Amiry-Moghaddam sagte abschließend: "Wir hoffen, dass die Aufmerksamkeit, die der Fall von Frau Ashtiani international bekommen hat, sich auch auf alle anderen erstreckt, die zum Tode durch Steinigung verurteilt wurden, und auch weiterhin anhält bis diese barbarische Strafe  aus dem Strafgesetz gestrichen ist."  

Iran Human Rights betont, dass die Zahlen dieses Berichts höchstwahrscheinlich niedriger als die tatsächlichen Zahlen sind, da die meisten Verurteilungen zur Steinigung im Geheimen ausgesprochen werden und es aus vielen iranischen Gefängnissen keine Informationen gibt. Die in diesem Bericht genannten Steinigungen wurden entweder von offizieller Seite bestätigt (fünf Fälle) oder inoffiziell durch iranische Behörden bestätigt (zwei Fälle).

Die Liste der Menschen, die in iranischen Gefängnissen auf ihre Steinigung warten, wurde durch die Kampagne Stop Stoning Forever oder verlässliche Informationen von Anwälten oder Menschenrechtsaktivisten im Iran erstellt.

Sieben Menschen wurden durch die iranischen Behörden seit Mai 2006 gesteinigt:

  • Mahboubeh Mohammadi bekannte sich angeblich unter Druck des Ehebruchs schuldig und wurde gemeinsam mit Abbas Hajizadeh im Mai 2006 in Mashad zu Tode gesteinigt.
  • Jafar Kiani wurde im Juli 2007 im Dorf Aghche Qand, in der Nähe von Qazvin, gesteinigt. Seine Steinigung wurde durch internationalen Druck zunächst aufgehalten. Die Steinigung wurde durch iranische Behörden bestätigt.
  • Houshang Khodadadeh, Mahmood Gh. und ein weiterer, unidentifizierter Mann wurden im Dezember 2008 auf dem Friedhof von Mashad gesteinigt. Mahmood Gh., einem afghanischen Staatsbürger, gelang es, sich während der Steinigung aus dem Loch zu befreien. Seine Steinigung wurde danach, dem iranischen Strafgesetz folgend, aufgehalten. Die Steinigungen wurden durch iranische Behörden bestätigt.
  • Vali Azad wurde im März 2009 in Rasht zu Tode gesteinigt. Er wurde des Ehebruchs für schuldig befunden. Seine Steinigung wurde durch den Sprecher des iranischen Gerichtswesens bestätigt.

Liste von einigen Menschen, die zum Tod durch Steinigung verurteilt sind und in iranischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung warten:

Frauen:

  • Sakineh Mohammadi Ashtiani (43): Momentan im Gefängnis von Tabriz. Angeblich wegen einer unmoralischen Beziehung zu 99 Peitschenhieben und 10 Jahren Gefängnis wegen Mithilfe bei der Ermordung ihres Ehemannes verurteilt. Ein Gericht verurteilte sie später zu Tod durch Steinigung wegen Ehebruchs. Durch massive internationale Aufmerksamkeit auf ihren Fall wurde die Steinigung aufgehalten, doch sie ist noch immer in Gefahr, gehängt zu werden.
  • Kobra Babaei: Momentan im Gefängnis von Tabriz, Mutter eines 13-jährigen Mädchens. Ihr Ehemann Rahim Mohammadi, der auch zum Tode durch Steinigung verurteilt war, wurde im Jahr 2009 gehängt.
  • Azar Bagheri (19): Momentan im Gefängnis von Tabriz. Im Alter von 15 Jahren wurde sie wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilt.
  • Iran Eskandari (31): Momentan im Gefängnis von Ahvaz. Mutter eines 13-jährigen Jungens. Im Jahr 2005 verurteilt zu fünf Jahren wegen Mittäterschaft am Mord an ihrem Ehemann und zum Tod durch Steinigung wegen Ehebruchs. Das Urteil wurde 2006 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt.
  • Fatemeh: Momentan in einem von Teherans Gefängnissen (wahrscheinlich Evin). 2005 zur Wiedergutmachungszahlung wegen Beteiligung am Mord an ihrem Ehemann und zum Tod durch Steinigung wegen Ehebruchs.
  • Maryam Ghorbanzadeh (25): Momentan im Gefängnis von Tabriz.
  • Hashemi-Nasab: Momentan im Vakilabad-Gefängnis in Mashad
  • Ashraf Kalhori (41): Momentan im Evin-Gefängnis von Teheran. Die Ausführung ihres Todesurteils durch Steinigung wurde 2006 auf Anordnung des Oberhaupts des Gerichtswesens ausgesetzt.
  • Eine Frau mit den Initialen M.Kh.: Momentan im Vakilabad-Gefängnis von Mashad
  • Sarimeh Sajjadi (31): Momentan im Gefängnis von Oroumieh. Mutter zweier Kinder. Im gleichen Ehebruch-Fall wie Boali Janfashani (siehe unten) zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde im Dezember 2009 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt.
  • Kheyrieh Valania (42): Momentan im Gefängnis von Ahvaz. Im Jahr 2002 zum Tod durch Steinigung verurteilt. Sie wurde zudem zu einer Gefängnisstrafe wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann verurteilt, streitet diese Tat aber ab.

Männer:

  • Seyed Naghi Ahmadi: Momentan im Gefängnis von Sari. 2008 wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt.
  • Boali Janfashani (33): Momentan im Gefängnis von Oroumieh. Vater eines Kindes. Im gleichen Fall wie Sarimeh Sajjadi wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Urteil im Dezember 2009 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt.
  • Mohammad Ali Navid Khamami: Momentan im Gefängnis von Rasht. Im Jahr 2008 zum Tod durch Steinigung verurteilt.

(Quelle: Iran Human Rights)

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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