zurück zur Übersicht

16.07.2012 | Kalifornien: Erprobung von Hinrichtungen mit nur einem Präparat

Wie bei einer richterlichen Befragung bekannt wurde, probt in Kalifornien derzeit ein Hinrichtungsteam die Vollstreckung von Exekutionen mit geändertem Ablauf. Dies sagte John McAuliffe, ein ehemaliger Gefängnisaufseher, der beauftragt worden war, ein neues Hinrichtungsprotokoll mit nur noch einem Präparat aufzusetzen.

McAuliffe machte diese Aussage gegenüber einem Richter, dem gegenwärtig der Antrag vom Staatsanwalt für Los Angeles County vorliegt, die beiden Todestraktinsassen Mitchell Sims und Tiequon Cox per sofort hinzurichten.

Das Team setze sich aus zugelassenen Krankenpflegern zusammen, die wissen, wie intravenöse Zugänge gelegt werden.

Seit 2006 werden in Kalifornien keine Todesurteile mehr vollstreckt, da Gerichte erst prüfen müssen, ob das zuletzt gültige Prozedere mit drei Mitteln nach den Gesetzen Kaliforniens juristisch zulässig ist. Es wird erwartet, dass das Moratorium bis mindestens 2013 bestehen bleibt.

Richter Larry Paul Fidler vertagte den Gerichtsvorgang nach Anhörung umfassender Argumente bis 10. September. Er sagte, er habe Bedenken, ob er überhaupt autorisiert sei, den Anträgen des Staatsanwalts zu entsprechen. "Wenn ich befugt bin, die Hinrichtung mit einem Präparat anzuordnen, bin ich dann auch berechtigt, die Hinrichtung in der Gaskammer oder durch ein Erschießungskommando zu fordern?"

Dem stellvertretenden Justizminister Jay Goldman zufolge sei die Methode mit nur einem Hinrichtungsmittel noch nicht rechtskräftig genehmigt.

Die stellvertretende Staatsanwältin Michelle Hanissey sagte, die Exekution mittels Erschießungskommando gelte seit langem als grausame und ungewöhnliche Bestrafung, doch könne das Gericht die Vollstreckung mit "jeder zum jetzigen Zeitpunkt genehmigten Methode" anordnen.

Einwände wurden auch von seiten der medizinischen Berufsgruppen vorgebracht, die nicht damit einverstanden sind, dass sich medizinisches Personal einschließlich Anästhesisten an Hinrichtungen beteiligt.

Im November 2012 findet eine Abstimmung u.a. darüber statt, ob Kalifornien die Todesstrafe künftig durch lebenslange Haft ohne Möglichkeit der Bewährung ersetzt. Einer der Hauptaspekte für eine Neuregelung sind die horrenden Ausgaben von über vier Milliarden Dollar für ein nicht funktionierendes System, in dem seit 1978 gerade einmal 13 Urteile auch vollstreckt wurden.

Momentan befinden sich 725 Häftlinge in den Todestrakten Kaliforniens. Seit 1978 starben 57 Insassen eines natürlichen Todes, sechs aufgrund anderer Ursachen und 20 Personen begingen Selbstmord.

Quelle: Associated Press

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht