zurück zur Übersicht

07.11.2012 | Oklahoma: Wunderliche letzte Worte bei Hinrichtung

Gestern abend richtete Oklahoma den 56-jährigen Garry Allen hin, dessen Anwälte ihn für unzurechnungsfähig erklären lassen wollten.

Allen hatte vor 26 Jahren seine Verlobte Lawanna Gail Titsworth, 24, erschossen. Sie war wenige Tage vorher aus der Wohnung gezogen, in der sie mit Allen und den beiden gemeinsamen Söhnen gelebt hatte.

Allen stellte sie auf der Straße zur Rede und schoss ihr zweimal in den Oberkörper. Den Gerichtsakten nach versuchte sie, mit einem Mann, der im anliegenden Gebäude arbeitete, ins Haus zu fliehen, doch Allen drängte den Angestellten ab und schoss seiner Freundin noch zweimal in den Rücken.

Ein Polizist, der wegen des Notrufs zum Tatort kam, geriet mit Allen in eine Rauferei, bei der er diesem ins Gesicht schoss. Allen wurde zwei Monate lang in einem Krankenhaus wegen der Wunden in Gesicht, am linken Auge und am Gehirn behandelt.

Als die Zeugen der Exekution in den Hinrichtungsraum blicken konnten, sahen sie einen verwirrt wirkenden Mann auf der Liege, der in den letzten Augenblicken seines Lebens über die US-Präsidentschaftswahl faselte; die Wahllokale Oklahomas waren zu der Zeit noch eine Stunde geöffnet.

"Obama hat zwei von drei Counties gewonnen", sagte Allen. "Es wird wohl ein ganz knappes Rennen."

Als ein Gefängnisbeamter um 18:02 Uhr verkündete, man werde nun mit der Hinrichtung beginnen, schien Allen völlig überrascht: "What? Huh?". In seinen letzten Worten redete er recht undeutlich zwei Minuten lang und erwähnte dabei sowohl Barack Obama als auch Mitt Romney.

Sobald die Medikamente zu wirken begannen, stieß der Verurteilte ein paar Grunzer aus und wackelte etwas mit den Füßen, während das Leben aus ihm wich. Er wurde um 18:10 Uhr für tot erklärt.

Allens Verteidiger hatten noch versucht, die Vollstreckung des Todesurteils aussetzen zu lassen, da ihr Mandant das gegen ihn ergangene Urteil nicht verstehen könne. Bereits zum Zeitpunkt der Tat sei Garry Allen psychisch gestört gewesen, und er sei vor dem Prozess auch nicht in der Lage gewesen, sich schuldig oder nicht schuldig zu bekennen. Er habe gegen seine psychischen Störungen nach eigenem Gutdünken Medikamente eingenommen. Im Todestrakt habe sich sein Zustand noch verschlimmert.

Die Verfassung der Vereinigten Staaten verbietet die Hinrichtung von Geistesgestörten oder psychisch Kranken. Einen Hinrichtungstermin für den 19. Mai 2005 hatte ein Richter im Hinblick auf Allens Geisteszustand gestoppt. Im April 2005 hatte der Begnadigungsausschuss empfohlen, das Todesurteil in lebenslange Haft umzuwandeln. Erst 2012 fand überhaupt eine Reaktion auf diese Empfehlung statt: Gouverneurin Mary Fallin von den Republikanern lehnte eine Begnadigung ab.

Susan Titsworth, die Schwägerin des Opfers, verlas im Anschluss an die Exekution eine Erklärung. Gail sei sinnlos durch häusliche Gewalt ihrer Familie entrissen worden. Ihre Angehörigen hätten 25 Jahre darauf gewartet, dass die Strafe vollzogen wird und seien dankbar, dass dieses Kapitel nun zu Ende sei.

Quellen: Huffington Post, Associated Press

 

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht