16.02.2012 | Saudi-Arabien: Facebookgruppe fordert Todesstrafe für Blogger
Über 25.000 Menschen fordern über die Facebookgruppe "Das saudische Volk will die Bestrafung von Hamsa Kaschgari" die Hinrichtung des 23-jährigen saudi-arabischen Journalisten, weil er den Propheten Mohammed beleidigt haben soll.
Vor zehn Tagen hatte Kaschgari auf Twitter ein fiktives Gespräch mit dem Propheten geführt, woraufhin sich im Internet ein regelrechter Lynchmob bildete, der ihn der Blasphemie bezichtigte. Diese Entrüstung über seine Äußerungen veranlasste ihn, nach Malaysia zu fliehen, von wo aus er nach Neuseeland weiterfliegen wollte. In Kuala Lumpur wurde er verhaftet und inzwischen nach Saudi-Arabien ausgeliefert. Dort droht ihm nun die Todesstrafe.
Auf Facebook haben seine Gegner ihn in verschiedenen entwürdigenden Fotomontagen dargestellt, welche vermitteln sollen, dass Kaschgari zu einem schmutzigen Ungläubigen geworden ist, der den Tod verdient. Einer der Initiatoren der Facebookgruppe stellte zehn Regeln auf, darunter das Verbot, Mitgefühl für Hamsa Kaschgari zu zeigen. Des weiteren wird bereits gefordert, auch weitere angebliche Ketzer zur Rechenschaft zu ziehen. Auch wer öffentlich Verständnis für Kaschgari bekundet, solle auf eine Liste von Liberalen und Apostaten gesetzt und nach Scharia-Recht verurteilt werden. Liberalismus wird besonders von streng konservativen Geistlichen als Bedrohung ihrer Macht empfunden, Kaschgaris Verurteilung könnte ihre Position gegenüber eher Reformwilligen stärken.
Öffentliche Unterstützung für Kaschgari fehlt in Saudi-Arabien weitgehend, auch im Internet findet er kaum Rückendeckung im arabischen Raum. Die englische Facebookgruppe "Save Hamza Kashgari" hat nicht einmal 700 Unterstützer aufzuweisen.
Quelle: Spiegel Online
Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de