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02.10.2013 | Florida: Hinrichtung von Marshall Gore

Nach über zwei Jahrzehnten im Todestrakt von Florida und drei in den letzten Monaten angesetzten und wieder abgesagten Exekutionsterminen starb Marshall Lee Gore gestern Abend durch tödliche Injektion im Florida State Prison.

Die Sprecherin der Strafjustizbehörde beschreibt Gores Haltung an seinem letzten Tag als ruhig und freundlich. Der 50-Jährige erhielt keinen Besuch von Angehörigen, sah jedoch noch seinen Anwalt und einen geistlichen Beistand.

Als letzte Mahlzeit hatte er sich Pizza gewünscht, die er aber dann nicht anrührte, er trank nur eine Cola.

Gore hatte sich vor Gericht wiederholt ungebührlich benommen, verließ wutschnaubend den Zeugenstand oder beschimpfte Anwälte. Davon war bei der Exekution nichts mehr zu merken. Mit geschlossenen Augen, festgeschnallt auf der Hinrichtungsliege reagierte er nicht auf die Frage des Gefängnisbeamten, ob er letzte Worte sprechen wolle, sondern erwartete stumm die Urteilsvollstreckung.

Der pensionierte Polizeiermittler Dave Simmons, der seinerzeit zu den zahlreichen Gore angelasteten Vergewaltigungen ermittelt hatte, empfand das als Verhöhnung. "Jahrelang täuschte er vor, geisteskrank zu sein, machte Richtern und Zeugen gegenüber haarsträubende Äußerungen und dann hat er in seinem Augenblick der Wahrheit nichts mehr vorzubringen. Letztendlich war er ein Riesenfeigling."

Um als geisteskrank zu gelten, hatte Gore in selbstverfassten Anträgen unter anderem behauptet, er werde als "menschliches Opfer" und für die "Organentnahme" hingerichtet.

Marshall Lee Gore war verurteilt, im März 1988 die 30-jährige Robyn Novick erstochen und ihre Leiche in einem Abfallhaufen versteckt zu haben. Er wurde auch verantwortlich gemacht für die Tötung von Susan Marie Roark sowie den Mordversuch an einer weiteren Frau.

Diese hatte er entführt, vergewaltigt, die Kehle aufgeschlitzt und ihr mit einem Stein auf den Kopf eingeschlagen. Die Frau überlebte den Angriff und alarmierte die Polizei, Gore habe ihr Auto gestohlen, in dem auf dem Rücksitz noch ihr zweijähriger Sohn saß. Das Kind wurde später lebend in einem leerstehenden Haus aufgefunden.

Bei der Suche nach dem Jungen stießen die Ermittler auf die Gebeine von Robyn Novick. Sie war zuletzt in Gores Begleitung gesehen worden.

Auch das Verschwinden der Collegestudentin Susan Roark zwei Monate zuvor ließ sich Gore nachweisen, Zeugen hatten Roark zuletzt mit Gore gesehen. Ihre fast verweste Leiche wurde im April 1988 entdeckt.

Gore war verdächtigt, neben den zwei Morden und dem Tötungsversuch mindestens 15 sexuelle Übergriffe begangen zu haben.

Floridas Justizministerin Pam Bondi hatte im Zusammenhang mit einem abgesagten Hinrichtungstermin herbe Kritik einstecken müssen. Bondi hatte Gores Exekution im September verschieben lassen, um statt dessen an einer Veranstaltung zum politischen Spendensammeln teilnehmen zu können.

Quelle: Miami Herald

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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