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16.10.2013 | Florida: William Happ mit neuem Medikament hingerichtet

Gestern Abend fand in Florida die Hinrichtung von William Happ statt, der wegen Ermordung einer Frau verurteilt war. Happ wurde um 18:16 Uhr für tot erklärt.

Im Mai 1986 wurde die damals 21 Jahre alte Angela Crowley entführt, geschlagen, vergewaltigt und erdrosselt. Sie hatte sich auf einer sechsstündigen Fahrt zu einer früheren Mitbewohnerin aus Studienzeiten befunden, als sie an einer Telefonzelle auf William Frederick Happ traf.

Vor der Urteilsvollstreckung nahm der 51-Jährige die Schuld auf sich. Da es nur Indizienbeweise gab, habe lange Zeit Ungewissheit bestanden.

„Zu meiner großen Schande muss ich gestehen, diese Tat begangen zu haben. Ich möchte mich aufrichtig und von Herzen dafür entschuldigen. Ich habe zum lieben Gott gebetet, dass er mir meine Sünden vergibt, aber es ist mir klar, warum die hier Anwesenden das nicht können.“

Von Seiten des Opfers waren zwei Brüder, zwei Schwestern, ein Neffe und eine Tante anwesend, die aus Missouri, Illinois, Texas und Kalifornien nach Starke in Florida angereist waren.

Es war Floridas 80. Exekution eines zum Tode Verurteilten seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976.

Erstmals wurde statt dem schwer zu beschaffenden Pentobarbital das bei Hinrichtungen unerprobte Medikament Midazolam-Hydrochlorid verwendet, das hierzulande als Dormicum und in den USA unter dem Handelsnamen Versed bekannt ist. Es wird üblicherweise als Sedativum vor Operationen verabreicht.

Rechtsexperten in den USA haben große ethische Bedenken gegen den Einsatz des Mittels geäußert.

So erklärte Deborah Denno, Professorin an der juristischen Fakultät der Fordham University in New York und Expertin in Sachen tödliche Injektionen im US-Strafjustizwesen, bei der Entwicklung der Medikamente habe man nicht deren Verwendung bei Hinrichtungen im Sinn gehabt, sondern sollen völlig andere Einsatzzwecke.

Außerdem gab sie zu bedenken, je mehr Schritte eine Exekution beinhalte, desto größer sei auch die Fehleranfälligkeit.

Auch verweist Denno darauf, dass das lähmende Medikament für das Einschläfern von Tieren überhaupt nicht verwendet werden dürfte. In der Veterinärmedizin seien die Vorschriften sehr streng, demgegenüber sei es schon bemerkenswert, wie willkürlich vorgegangen werde, wenn es sich um Menschen handelt. Floridas Vorgehensweise bezeichnete sie als waghalsig.

Einige Häftlinge legten bereits Klage ein, da die Wirkungsweise in Kombination mit den anderen beiden Präparaten nicht bekannt ist.

Sollte das Sedativum im Verlauf der Hinrichtung schnell verfliegen, würde das zweite Mittel, ein Muskelrelaxans, maskieren, dass der Häftling bei Bewusstsein ist. In dem Fall würde der Verurteilte das Injizieren des äußerst schmerzhaft wirkenden Kaliumchlorids spüren, das den Herzstillstand herbeiführt.

Richard Dieter vom Death Penalty Information Center hält dieses Szenario für weitaus qualvoller als die Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl beispielsweise.

William Happ gehörte jedoch nicht zu den Klageführern, daher konnten die anhängigen Verfahren sich nicht auf ihn auswirken.

Quellen: Sun-Sentinel, ocala.com

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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