05.07.2013 | Missouri: Justizminister drängt auf Verbrauch von Hinrichtungspräparat
Der Justizminister von Missouri, Chris Koster, bemüht sich beim Obersten Gerichtshof des Bundesstaats erneut um Hinrichtungstermine für zwei Häftlinge, bevor das Verfallsdatum des Präparats Propofol überschritten ist.
Schon im vergangenen August lehnte das Oberste Gericht Kosters Ansinnen ab, für die verurteilten Straftäter Allen Nicklasson und Joseph Franklin einen Termin anzusetzen, da Propofol als Medikament für Hinrichtungen gerichtlich angefochten wurde und die Sache noch anhängig war.
Das Büro des Justizministers gab diese Woche bekannt, dass ein großer Teil des von der Strafjustizbehörde begrenzt bevorrateten Medikaments im kommenden Frühjahr abläuft.
Das einzig in Missouri vorgesehene Propofol wurde noch nie bei einer Exekution eingesetzt.
Wie durch Gerichtsanträge und Interviews mit Koster diese Woche bekannt wurde, erwägt der Justizminister, angesichts der ungeklärten Frage der Zulässigkeit von Propofol für Hinrichtungszwecke Verurteilte notfalls wieder in der Gaskammer zu exekutieren, diese Methode sei in Missouri als Alternative zur tödlichen Injektion nach wie vor zulässig.
21 in Missouri zum Tode Verurteilte hatten gegen die Rechtmäßigkeit der Verwendung dieses Medikaments Klage eingereicht. Die Entscheidung des zuständigen District Court stehe noch aus, sagte letzte Woche die Vorsitzende Richterin des Obersten Gerichtshofs von Missouri, Mary Russell.
Auf eine Frage von Associated Press, ob die Verwendung von tödlichem Gas nicht, wie von Kritikern beanstandet, eine Form der grausamen und ungewöhnlichen Bestrafung sei, antwortete Koster: "Der vorsätzliche Mord an einem unschuldigen Bürger von Missouri ist eine grausame und ungewöhnliche Bestrafung. Die legale Anwendung der Todesstrafe, der ein fairer und nachvollziehbarer Geschworenenprozess vorausging, ist dies jedoch nicht."
In Missouri wurden zwischen 1938 und 1965 insgesamt 38 Männer und eine Frau mit Gas hingerichtet. Nach einer 24 Jahre dauernden Hinrichtungspause wurden ab 1989 wieder Verurteilte exekutiert, und zwar alle 68 Männer mittels tödlicher Injektion.
Seitdem die Abläufe von Hinrichtungen per Giftinjektion in fast allen US-Bundesstaaten gerichtlich angefochten werden und die früher üblichen Präparate dafür nicht mehr regulär und in ausreichender Menge zu beschaffen sind, sind in Missouri seit 2005 lediglich zwei Todesurteile vollstreckt worden.
Die ehemals in Missouri benutzte Gaskammer im Gefängnis von Jefferson City - heute ein Museum - ist längst nurmehr eine Touristenattraktion. Sollte diese fast überall als nicht zeitgemäß verworfene Methode jedoch wieder zur Anwendung kommen, müsste der Bundesstaat sich zunächst um eine neue Gaskammer kümmern.
Richard Dieter vom Death Penalty Information Center zufolge haben auch andere Bundesstaaten versucht, die Gaskammer oder den elektrischen Stuhl wieder aus der Mottenkiste auszugraben, bislang seien die Versuche im Sande verlaufen.
Quellen: Associated Press, Initiative gegen die Todesstrafe
Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de