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11.01.2013 | Saudi-Arabien: Rizana Nafeek exekutiert

Am Mittwoch wurde in der Provinz Dawadmi nahe der Hauptstadt Riad die aus Sri Lanka stammende Rizana Nafeek enthauptet.

Wie das saudische Innenministerium über die staatliche Nachrichtenagentur SPA bekanntgab, wurde das damals 17-jährige Dienstmädchen 2005 beschuldigt, den vier Monate alten Sohn ihrer Arbeitgeber nach einem Streit mit dessen Mutter erstickt zu haben. Rizana Nafeek wurde 2007 zum Tode verurteilt.

Human Rights Watch zufolge hatten die Behörden das Geständnis von der jungen Frau unter Zwang erlangt. Das Baby sei erstickt, als es aus einer Flasche trank, daher müsse sein Tod als Unfall gewertet werden. Die junge Frau stritt die Tat ab.

Das sogenannte Geständnis kam ohne Anwesenheit von Dolmetschern unter Druck zustande. Auch wurde der Angeklagten bis zur Verurteilung kein Rechtsbeistand zur Seite gestellt.

Sri Lanka hatte Saudi-Arabien mehrfach aufgefordert, das Urteil nicht vollstrecken zu lassen. Noch am Mittwoch wollte Colombo eine Abordnung nach Saudi-Arabien schicken und um Begnadigung bitten. Mahinda Rajapakse, der Präsident von Sri Lanka, kritisierte die Exekution bei Bekanntwerden umgehend und das Parlament legte eine Schweigeminute ein.

Die Eltern der jungen Frau hatten wiederholt König Abdullah gebeten, ihre Tochter zu begnadigen. Der Vater befindet sich derzeit im Krankenhaus.

In Sri Lanka führte die Exekution zu einem Wiederaufleben der Debatte über die Sicherheit von im Ausland arbeitenden Landsleuten und insbesondere über die Umstände im eigenen Land, welche dazu führen, dass Einwohner wie Rizana Nafeek überhaupt im Ausland nach Arbeit suchen müssen.

Ein Parlamentsabgeordneter aus Sri Lanka, dessen Augenmerk besonders im Ausland tätigen Landsleuten gilt, beschrieb die Regierung von Saudi-Arabien als "Diktatoren", die keine Europäer oder Amerikaner hinrichten würden, sondern stets Personen asiatischer oder afrikanischer Herkunft.

Auch Menschenrechtsgruppen verurteilten die Hinrichtung scharf und wiesen darauf hin, die zur Last gelegte Straftat habe stattgefunden, als Rizana Nafeek noch nicht volljährig war. Saudi-Arabien gehöre zu den drei Ländern weltweit, die die Todesstrafe nach wie vor auch bei Minderjährigen anwenden.

Berichterstattern zufolge ist anzunehmen, dass die Personalagentur Rizanas Alter gefälscht hatte, damit sie in Saudi-Arabien arbeiten durfte. Der in Sri Lanka arbeitende BBC-Reporter Charles Haviland besuchte 2010 das Dorf, aus dem die Frau stammte, wo er u.a. das Schulregister einsehen konnte. Ihm wurde auch eine Geburtsurkunde gezeigt, die das Alter Rizana Nafeeks bestätigte.

Die zweite Hinrichtung des Jahres fiel auf den gleichen Tag, an dem die Internationale Arbeitsorganisation ILO forderte, es müsse "dringend" für Gesetze gesorgt werden, die für besseren Schutz von Hausangestellten sorgen. Nach Schätzungen der ILO genießen durch gesetzliche Regelungen nur etwa 10 Prozent aller Hausangestellten - ca. 5,3 Millionen Menschen - annähernd den gleichen Schutz wie andere Arbeiter.

Quellen: Agence France-Presse, BBC News

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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