zurück zur Übersicht

27.06.2013 | Texas: Kimberly McCarthy hingerichtet

Es war für Texas die 500. Exekution im Namen des Volkes seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1982 und die vierte einer Frau.

Nachdem die 52-jährige Schwarze Kimberly McCarthy im Januar und im April einen Hinrichtungsaufschub erhalten hatte, fand gestern Abend ihre Exekution per Giftspritze statt. Sie wurde zwanzig Minuten nach Beginn der Verabreichung einer tödlichen Dosis Pentobarbital für tot erklärt.

McCarthy, die in Lancaster südlich von Dallas lebte, wurde für den Mord an ihrer Nachbarin, der 71-jährigen pensionierten Collegeprofessorin Dorothy Booth verurteilt.

McCarthy hatte Booth um etwas Zucker gebeten, einmal in deren Wohnung griff sie die Frau unter anderem mit einem großen Messer an. Sie soll ihrem Opfer einen Finger abgeschnitten haben, um den Ehering abzunehmen.

Sie stahl den Mercedes ihres Opfers und fuhr damit nach Dallas, um den Ehering in einer Pfandleihe zu versetzen. Die 200 Dollar, die sie erhielt, verwendete sie anschließend für die Beschaffung von Crack. Mit den ebenfalls erbeuteten Kreditkarten kaufte sie außerdem Alkohol.

Die suchtkranke Kimberly McCarthy, eine ehemalige Altenpflegerin, soll insgesamt drei Menschen umgebracht haben.

So soll sie 1988 die 81-jährige Maggie Harding mit einem Fleischklopfer und die 85 Jahre alte Jettie Lucas mit einem Zimmermannshammer erschlagen haben; für diese Taten wurde ihr jedoch nicht der Prozess gemacht.

In ihren letzten Worten wendete sie sich nicht an die Angehörigen von Dorothy Booth oder ihre eigenen Hinrichtungszeugen, sondern zeigte sich versöhnt mit ihrer Situation: "Dies ist kein Verlust, es ist ein Gewinn. Ihr wisst, wohin ich gehe. Ich gehe nach Hause zu Jesus. Glaubt daran. Ich liebe euch alle."

"Gott ist groß", sagte sie, als das Mittel zu wirken begann, danach schloss sie die Augen. Sie gab mehrere laute, heisere Atemgeräusche von sich, ihr Brustkorb hob und senkte sich eine Minute lang deutlich, dann setzte der Atem aus.

Vor dem Gefängnis in Huntsville, wo in den letzten Jahren meist gerade einmal zehn Demonstranten zu einer Mahnwache zusammen kamen, protestierten gestern etwa 30 bis 40 Todesstrafengegner, sie hielten Plakate hoch und sangen ein Spiritual. Einige Befürworter der Todesstrafe demonstrierten getrennt von dieser Gruppe.

In einer Erklärung sagte McCarthys Anwältin Maurie Levin: "500 sind 500 zuviel. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir erkennen, dass diese sinnlose und barbarische Praxis, die fast ausschließlich diejenigen trifft, die arm sind und eine andere Hautfarbe haben, keinen Platz hat in einer zivilisierten Gesellschaft."

Levin kritisierte vor allem auch den Faktor Rassezugehörigkeit im Fall ihrer Mandantin. Die Geschworenenauswahl bestand bis auf einen einzigen Juror aus Weißen, ein eklatantes Missverhältnis im Vergleich zur Zusammensetzung der Bevölkerung in Dallas County, wo etwa drei Viertel der Einwohner Schwarze sind. Für die Juristin ist dies ein Beispiel für den in Texas tief verwurzelten Rassismus, der auch noch 1998 im Prozess gegen McCarthy zu spüren gewesen sei.

Noch 1963 legte ein texanisches Handbuch den Staatsanwälten nahe, "keine Juden, Neger, Mexikaner oder Angehörige jeglicher Minderheit" zum Geschworenendienst zuzulassen, "egal wie reich oder gebildet sie sind".

Von den bis dato 1338 Hinrichtungen in den USA seit 1976 fanden damit 500 allein in Texas statt, erst weit dahinter folgen Virginia mit 110 und Oklahoma mit 105.

George W. Bush unterzeichnete als Gouverneur 152 Hinrichtungsbefehle, unter dem derzeitigen Amtsinhaber Rick Perry fanden 261 Exekutionen statt.

Quellen: Washington Post, Death Penalty Information Center, Spiegel, Süddeutsche

 

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht