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25.04.2016 | Pakistan: Mutter kämpft um Hinrichtungsaufschub für ihren querschnitsgelähmten Sohn

Für den im Rollstuhl sitzenden Pakistaner Abdul Basit steht noch immer offen, ob er trotz Behinderung hingerichtet werden wird. Die zuständige Gefängnisbehörde ist nun aufgrund der Verheimlichung medizinscher Dokumente, welche die Schwere seiner Lähmungserscheinungen zeigen sollen, angeklagt worden.

Dem im pakistanischen Todestrakt inhaftierten und offensichtlich an Wirbelschäden leidenden Abdul Basit stand bereits im Januar diesen Jahres die Hinrichtung bevor. Gemäß der üblichen Exekutionsmethode in Pakistan wäre diese mit dem Strang erfolgt. Die Hinrichtung war nur wenige Stunden vorher aufgrund der Intervention des Präsidenten, der eine vollständige medizinische Untersuchung anforderte, nochmals aufgeschoben worden.

Da jedoch keine endgültige Begnadigung ausgesprochen wurde und die Frist nun abgelaufen ist, wird eine qualvolle Hinrichtung befürchtet, da in Pakistan keine Sonderregeln für die Hinrichtung von Menschen im Rollstuhl existieren. Die Mutter des inzwischen 43-jährigen sucht derzeit das Pardon durch den Präsidenten Mamnoon Hussain. 

Zugleich werden noch MRT Untersuchungsberichte angefordert, welche die Schäden medizinisch beweisen sollen. Abdul Basit erlitt im Jahr 2010 eine tuberkulöse Gehirnhautentzündung, welche Berichten zufolge nicht richtig behandelt worden war. Durch diese entwickelte er Folge- und Langzeitschäden und sitzt seitdem aufgrund gelähmter Beine im Rollstuhl. Erhofft wird, dass die medizinischen Befunde der MRT Untersuchungen die Schwere der entstandenden Schäden dokumentieren und zeigen, dass aufgrund seiner Behinderungen eine Exekution mit dem Strang weitaus langwieriger und qualvoller wäre und somit in keinerlei humaner Art erfolgen würde.

Das Gefängnis hatte jedoch verweigert, die Befunde und medizinischen Dokumentationen dem Anwalt des Angeklagten auszuhändigen. Letzten Donnerstag ordnete jedoch ein Richter die Gefängnisbehörde an, diese offenzulegen.

Auch die pakistanische, juristische Nichtregierungsorganisation "Justice Project Pakistan" kämpft weiterhin für die Rechte des Angeklagten und übt Druck auf die Gefängnisbehörde aus, da diese gesetzlich verplichtet sei, ihnen als juristische Verteidiger sämtliche medizinischen Dokumente ihres Klienten offenzulegen.

Basit war im Mai 2009 wegen angeblichen Mordes zum Tode verurteilt worden, beteuerte jedoch immer seine Unschuld und hofft ebenfalls auf eine Begnadigung durch den pakistanischen Präsidenten.

Maya Foa, Direktorin der Menschenrechtsorganisation "Reprieve", ruft zu internationalen Appellen auf, um Druck auf die pakistanische Regierung auszuüben. Auch die Vereinten Nationen kritisieren vehement eine mögliche Hinrichtung, da die Prozedur illegal sei und forderte eine Umwandlung des Todesurteils.

Pakistans Hinrichtungszahlen sind seitdem die Regierung das Hinrichtungsmoratorium im Dezember 2014 aufgehoben hat dramatisch angestiegen: Allein im Verlauf des letzten Jahres ind über 300 Menschen erhängt worden.

Weitere Informationen zu der Todesstrafe in Pakistan finden Sie in unserem Länderbericht "Pakistan".

Quelle und weitere Informationen zur heutigen Nachricht finden Sie in den aktuellen Artikeln: "Pakistan jail ´withhed medical records, which could stop execution of paralysed man", The Telegraph vom 24. April 2016; "Pakisten: mother of paraplegic death row inmate Abdul Basit pleads for pardon", The Guardian vom 26. April 2016.

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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