zurück zur Übersicht

15.05.2016 | Pfizer verweigert als letzter offizieller Lieferant die Auslieferung von Exekutionsmitteln

Letzten Freitag gab der pharmazeutische Großkonzern Pfizer bekannt, keine tödlichen Substanzen mehr zu Exekutionszwecken auszuliefern. Damit fällt für die amerikanischen Gefängnisbehörden die letzte "offizielle" Quelle zur Beschaffung der tödlichen Substanzen weg.

"Pfizer stellt seine Produkte her, um das Leben von Patienten zu verbessern und zu retten und lehnt den Einsatz der Produkte als Exekutionsmittel zur Ausführung der Todesstrafe entschieden ab", so das Statement des pharmazeutischen Unternehmens zur Begründung der Auslieferverweigerung. Die Mischungen der tödlichen Substanzen würden weiterhin von dem Unternehmen zu sehr limitierten Zwecken an sieben Großabnehmer geliefert werden, jedoch nicht zum Einsatz von Exekutionen.

Pfizer war das letzte pharmazeutische Unternehmen, welches als offiziell geprüfte und genehmigte Quelle in den USA zur Verfügung stand, um die tödlichen Substanzen zu beschaffen. Mehr als 20 amerikanische und europäische Pharmahersteller hatten sich im Verlauf der letzten Jahre aus ethischen und moralischen Gründen bereits geweigert, ihre Produkte für Exekutionszwecke herauszugeben.

Entsprechend führte die Bekanntgabe des Unternehmens zu einer gewaltigen Welle an öffentlichen Reaktionen. Menschenrechtsaktivisten und Todesstrafengegner befürworten dementsprechend den entscheidenden Schritt und Standpunkt Pfizers und hoffen, dass dies zu einer Einstellung der Exekutionen führen wird.

Umgekehrt werden unter Umständen noch qualvollere Hinrichtungen befürchtet, da die Gefängnisbehörden nun umso mehr auf die sogenannten "compounding" pharmacies angewiesen sind oder auf Mischungen und Lieferungen aus anderen, der Öffentlichkeit unbekannten und daher auch nicht nachprüfbaren und dubiosen Quellen zurückgreifen müssten.

Maya Foa, Direktorin der Menschenrechtsorganisation Reprieve sieht Pfizers Entscheidung ebenfalls als einen historischen Wendepunkt in Bezug auf den Einsatz tödlicher Injektionen an, warnte jedoch eindringlich vor alternativen und zweifelhaften Formen der Medikamentenbeschaffung, auf die bereits verschiedene US Bundesstaaten zuvor zurückgegriffen hatten. Nach Ansicht Maya Foas waren auch dies Gründe für diverse "verpfuschte" Hinrichtungen. 

Die Beschaffungsproblematik ist seit geraumer Zeit in vielen US Bundesstaaten zu einem kritischen Faktor geworden, lesen Sie hierzu auch unsere Nachrichten vom 12. April 2016.

Quellen und weitere Informationen:

 "Pfizer blocks drug sales to executioners", Reprieve, Pressemitteilung vom 13. Mai 2016; Lethal Injection", Reprieve, 2016.

"Pfizer Blocks the Use of Drugs in Executions", New York Times vom 13. Mai 2016; "Will any States have to give up the death penalty?", Bustle vom 14. Mai 2016. "Pfizer’s lethal injection drug ban raises fears of alternative execution methods in US", The Guardian vom 14. Mai 2016.

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht