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08.04.2018 | Unschuldig zu Tode verurteilt: Neue weltweite Studie veröffentlicht

Das Cornell Center of Death Penalty Worldwide hat einen neuen Bericht über unschuldig zum Tode Verurteilte aus sechs verschiedenen Ländern veröffentlicht.

Bei dem Bericht handelt es sich um eine weltweite, vergleichende Studie von unschuldig zum Tode Verurteilte in Kamerun, Indonesien, dem Jordan, Malawi, Nigeria und Pakistan. Die Studie liefert neben einer analytisch-vergleichenden Betrachtung direkte Erfahrungsberichte von Betroffenen aus den verschiedenen Nationen und macht den direkten Zusammenhang zwischen Armut und Ungerechtigkeit deutlich.

So ist den fälschlicherweise zum Tode Verurteilten immer wieder gemeinsam, dass ihnen keine ausreichenden Mittel für eine adäquate anwaltliche Verteidigung zur Verfügung stehen und sie somit weder ihre Unschuld beweisen, noch ihre Rechte einfordern können. Zugeteilt werden ihnen staatliche Pflichtverteidiger, für die ohnehin kaum finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden und die ihre ohnehin schon hoffnungslose Situation kaum zu verbessern vermögen.

So erging es auch Aftab Bahadur, der im Alter von 15 oder 16 Jahren wegen des angeblichen Mordes an einer Frau und ihren beiden Söhnen zum Tode verurteilt wurde. Das Verbrechen, das der junge Pakistaner begangen haben soll, stand in einem politischen Zusammenhang. Das klägliche Gehalt, dass er als Klempner während seiner Inhaftierung verdiente, reichte für eine professionelle Verteidigung nicht aus. Sein Pflichtverteidiger klagte noch nicht einmal die ihm zustehenden grundsätzlichen Rechte ein, denn auch das pakistanische Gesetz verbietet, Minderjährige zum Tode zu verurteilen. Doch Aftabs Anwalt fragte noch nicht einmal nach seinem Alter und der Richter, der schließlich das Todesurteil aussprach, hatte ohne weitere Nachforschungen angenommen, dass er bereits 20 gewesen sei. Beweise, die Aftabs Alibi belegten und er seinem Pflichtverteidiger eingereicht hatte, wurden vernichtet. Ohne weitere Untersuchungen, lehnte der Präsident sein Gnadengesuch ab. Am 10. Juni 2015 wurde Aftab hingerichtet.

Aftab ist dabei leider kein Einzelfall, sondern eher ein typisches Beispiel für die tragische Realität, wie weitere erschütternde Schicksale in dem Bericht zeigen. Dass Unschuldige zum Tode verurteilt werden und dies weltweit, ist nicht neu. Die Studie macht dabei jedoch deutlich, dass gerade die ohnehin schon sozial benachteiligten Schichten, besonders gefährdet für fälschliche Verurteilungen sind.

Der vollständige 89 Seiten lange Bericht "Justice denied: A global study of wrongful death row convictions January 2018" kann über die Homepage der World Coalition against the Death Penalty als PDF heruntergeladen werden.

Quelle und weitere Informationen:

"Justice denied: A global study of wrongful death row convictions", World Coalition against the Death Penalty vom 26. März 2018.

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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