Nordkorea
Die Todesstrafe in Nordkorea
Kein Land auf der Welt schirmt sich mehr von der Außenwelt ab als Nordkorea, weshalb über Hinrichtungen meist nur Augenzeugenberichte existieren. Die Regierung selbst bestätigt offiziell grundsätzlich keine Exekutionen oder kündigt diese vorher an.
Die Todesstrafe existiert für zahlreiche Verbrechen und Vergehen, insbesondere auch für Hochverrat, Gefährdung der nationalen Sicherheit und Ungehorsam. Systemkritiker werden systematisch verfolgt und gefoltert.

Nach Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) haben ehemalige Insassen von Gefängnissen und Straflagern von der allgemeinen Verbreitung zahlreicher Foltermethoden berichtet wie auch, dass die Todesstrafe an der Tagesordnung steht.
Politische Gefangene und Hinrichtungsmethoden
Politische Gefangene machen einen großen Anteil unter den Insassen aus und werden in spezielle Internierungslager deportiert. Zwangsarbeit und die Verwehrung von ausreichender Nahrung wie auch jeglicher medizinischer Versorgung führen regelmäßig zum Massensterben – selbst ohne „aktive“ Hinrichtungen (BpB). Die Regierung verleugnet auch hier noch immer die Existenz spezieller Gefängniscamps, die mit dem „Gulag“ verglichen werden (fidh).
Hinrichtungen dienen dementsprechend auch zur Machtsicherung: So lässt Kim Jong Un unter seiner diktatorischen Führung angeblich regelmäßig Staatsangestellte wie Minister oder Funktionäre hinrichten. Er hat im Rahmen dessen auch seinen Onkel wegen angeblichen Hochvorrats sowie den ehemaligen Verteidigungsminister Pyon In-son hinrichten lassen und im Februar diesen Jahres den im Amt befindlichen Militärchef.

Die übliche Hinrichtungsmethode in Nordkorea ist Hängen oder Erschießungskommando. Zahlreiche Hinrichtungen finden in der Öffentlichkeit statt. Im November 2013 sollen 10.000 Menschen, darunter auch Kinder, zur Anwesenheit einer Massenhinrichtung gezwungen worden sein.

Ein nordkoreanischer Flüchtling dokumentierte die Exekutionen durch eigene Aufzeichnungen, welche von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IFGM) veröffentlicht wurden. Im Juli 2017 veröffentlichte die südkoreanische Nichtregierungsorganisation Transitional Justice Working Group einen weiteren ausführlichen Bericht über die Vielzahl an Menschenrechtsverletzungen, der auf Zeugenberichten durch Interviews mit 375 nordkoreanischen Überläufern basiert.
Quellen und weitere Informationen:
Transitional Justice Working Group (TJWG): „MAPPING THE FATE OF THE DEAD PROGRESS REPORT JUNE 2019„.
International Federation for Human Rights (fidh) : „The Death Penalty in North Korea: In the machinery of a totalitarian State„, Bericht von 2012. „Kim lässt Militärchef hinrichten„, F.A.Z. vom 10. Februar 2016; „Öffentliche Massenhinrichtungen in Nordkorea„, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte; „Mapping Crimes against Humanity in North Korea: Mass Graves, Killing Sites and Documentary Evidence„, Bericht der Transitional Justice Working Groups (TJWG), herausgegeben im Juli 2017.
Einen authentischen Erfahrungsbericht über die Flucht einer jungen Frau aus den Händen des Kim-Regimes, die mit sieben Jahren die ersten öffentlichen Hinrichtungen erlebt hat, finden Sie in dem Buch „Schwarze Magnolie: Wie ich aus Nordkorea entkam„, Lee, Hyeonseo/ John, David, Heyne 2015.
Stand: Juni 2020