zurück zur Übersicht

09.03.2011 | Illinois: Gouverneur unterzeichnet Abschaffung der Todesstrafe

Gouverneur Pat Quinn zeichnete heute die Gesetzesvorlage ab, mit der in Illinois die Todesstrafe abgeschafft wird. Des weiteren wandelte er die Urteile aller 15 Häftlinge im Todestrakt in lebenslange Haft ohne Möglichkeit der Begnadigung um.

"Das war eine schwierige Entscheidung für mich, im wahrsten Sinne des Wortes eine Entscheidung zwischen Leben und Tod", schrieb Quinn in seiner Stellungnahme. "Man darf sich so etwas nicht leicht machen, und einen solchen Beschluss konnte ich erst nach sorgfältigen Überlegungen treffen.

Da unsere Erfahrungen gezeigt haben, dass es nicht möglich ist, ein perfektes Todesstrafensystem zu schaffen, frei von all den vielen Mängeln, die ein Fehlurteil oder Diskriminierung zur Folge haben können, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die richtige Vorgehensweise darin besteht, es abzuschaffen. Mit unserem nicht funktionierenden System hätten wir nicht garantieren können, in jedem Fall der Gerechtigkeit Genüge zu tun.

Aus dem gleichen Grund habe ich auch beschlossen, die Urteile der derzeit im Todestrakt befindlichen Häftlinge in lebenslange Haft umzuwandeln, ohne die Möglichkeit einer Haftverschonung", schrieb der Gouverneur.

"All denen, die der Ansicht sind, wir müssen die Todesstrafe um der Opferangehörigen willen beibehalten, sage ich, dass es unmöglich ist, nicht zu empfinden welches Leid diese Familien verspüren, und man kann den Wunsch vieler von ihnen nach Vergeltung nachvollziehen. Andererseits habe ich von Angehörigen von Mordopfern erfahren, dass die Beibehaltung eines fehlerhaften Todesstrafensystems weder die Ermordeten zurückbringt, noch vermag es dabei zu helfen, mit ihrem Verlust fertig zu werden. Nichts sei dazu in der Lage. Statt dessen müssen wir unsere Ressourcen eher auf Verbrechensvorbeugung sowie die Bedürfnisse von Opferangehörigen verwenden und nicht noch mehr Geld in ein mit Fehlern behaftetes System stecken."

Das Aus für die Todesstrafe erfolgte elf Jahre nach Verhängen eines Hinrichtungsmoratoriums durch den damaligen Gouverneur George Ryan; kurz zuvor hatten sich 13 Verurteilte als unschuldig herausgestellt. Die Todesstrafe war 1977 in Illinois wieder eingeführt worden. Der Republikaner Ryan berief sich auf eine Artikelreihe in der Chicago Tribune, in der jeder einzelne der annähernd 300 Todesstrafenfälle genau unter die Lupe genommen und aufgezeigt wurde, wie Vorurteile, Fehler und Inkompetenz häufig Schaden anrichteten. So wurden beispielsweise 33 Beschuldigte im Prozess von Anwälten vertreten, denen man die Lizenz entzogen hatte. In 35 Fällen wurde ein schwarzer Angeklagter von einer ausschließlich aus Weißen bestehenden Jury verurteilt.

Zwei Tage vor Amtsübergabe wandelte Ryan im Januar 2003 die Todesurteile aller 164 Verurteilten in lebenslänglich um. Quinn und sein Vorgänger Rod Blagojevich behielten das Moratorium bei.

Das Verbot der Todesstrafe tritt am 1. Juli in Kraft.
(Quelle: Chicago Tribune)

http://newsblogs.chicagotribune.com/clout_st/2011/03/quinn-signs-death-penalty-ban-commutes-15-death-row-sentences-to-life.html

Video der Pressekonferenz des Gouverneurs zur Abschaffung der Todesstrafe:
http://multimedia.illinois.gov/press/press-030911.asx

Rede des Gouverneurs:
http://www.illinois.gov/PressReleases/ShowPressRelease.cfm?SubjectID=3&RecNum=9265

 

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht