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13.08.2013 | Texas: Suche nach Fehlurteilen wegen falscher Forensik

Die Texas Forensic Science Commission kündigte an, sie werde verhängte Schuldsprüche daraufhin überprüfen, ob durch inzwischen diskreditierte kriminaltechnische Beweise Personen zu Unrecht verurteilt wurden.

Es ist geplant, mit Hilfe von DNA-Tests die Fälle zu prüfen, in denen mikroskopisch kleine Haarfasern als Beweis herangezogen wurden, einem Angeklagten Mord, Vergewaltigung, Raubüberfall oder ähnliche Verbrechen nachzuweisen.

Haare gehören zu den am häufigsten sichergestellten Beweisgegenständen von Tatorten. Kürzlich wurde allerdings festgestellt, dass es nicht möglich ist, ein lediglich mit dem Mikroskop untersuchtes Haar einer bestimmten Person zuzuordnen.

Forensische Experten können zwischen einem gefundenen Haar und der Probe eines Verdächtigen nur eine "Verbindung" herstellen.

Im Rahmen von Bestrebungen des FBI und des Justizministeriums will Texas nun Fehlurteile aufdecken, die mittels untauglicher Haarvergleiche zustande kamen.

"Wir haben die moralische Verpflichtung, [das] herauszufinden", sagte dazu Arthur Eisenberg, Mitglied der wissenschaftlichen Kommission und zudem DNA-Sachverständiger. "Wir wollen sicherstellen, dass ein Schuldspruch auf verantwortungsvoll ausgewerteten kriminaltechnischen Beweisen beruht. Und wir möchten sicherstellen, dass es keinen Fall gibt, in dem dieses Material unangemessen stark ins Gewicht fiel."

Für Claude Jones kommt das jedenfalls zu spät. Obwohl er stets bestritt, den Inhaber eines Spirituosengeschäfts 1989 ermordet zu haben, wurde er im Jahr 2000 von Texas hingerichtet.

Ein Chemiker hatte zunächst gesagt, ein Haar vom Tatort sei zu klein, es zu identifizieren. Dennoch sagte er im Prozess gegen Jones als Experte aus, das Haar, das in der Nähe des Opfers gefunden worden war - der Hauptbeweis gegen den Beschuldigten -, könne nur von Jones stammen.

Erst ein Jahrzehnt nach Jones' Hinrichtung durchgeführte DNA-Untersuchungen brachten zutage, dass es sich um ein Haar des Opfers gehandelt hatte.

In den gesamten USA verzeichnet man bereits über 70 Fälle, bei denen die nicht angemessene Bewertung von Haaren, die heute als unseriöse Wissenschaft gilt, dazu führte, dass jemand zu Unrecht verurteilt wurde.

Quelle: Fort Worth Star-Telegram

 

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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